Selfhosting vs. Cloud

Cloud klingt bequem - aber ist sie das wirklich? Wer einmal tief drin war, weiß: Selfhosting ist nicht immer einfacher, aber oft ehrlicher. Dieser Beitrag zeigt, warum Kontrolle, Datenschutz und Realität oft mehr zählen als Versprechen auf Hochglanz-Webseiten.

22.05.2025 10:50 von Christian

Es klingt so bequem: Einfach in die Cloud. Ein paar Klicks hier, ein Dashboard da, fertig. Wartung? Macht der Anbieter. Sicherheit? Garantiert. Skalierung? Kein Thema. Aber wer's ausprobiert hat - wirklich ausprobiert - der weiß: Ganz so einfach ist es nicht.

Ich habe den Weg bewusst anders gewählt. Und das nicht nur aus Prinzip, sondern aus Überzeugung.

Kontrolle schlägt Komfort

Cloud-Lösungen werden gerne als "sorglos"-Pakete vermarktet. Aber ehrlich? Das ist oft nur die halbe Wahrheit. Klar, Microsoft 365 ist schnell eingerichtet. Aber danach beginnt das große Suchen: Einstellungen auf zehn verschiedenen Seiten, Sicherheit in undurchsichtigen Menüs, Logs, die man kaum findet - und plötzlich merkt man: Der Komfort kostet. Nicht nur Geld - sondern auch Kontrolle.

Denn der andere hat immer Zugriff. Und du weißt nie so ganz genau, was mit deinen Daten eigentlich passiert.

Beim Selfhosting dagegen weiß ich ganz genau, wo was liegt - und wer worauf Zugriff hat: nämlich ich. Punkt.

Komplex? Ja. Aber lernbar.

Natürlich ist Selfhosting keine magische Abkürzung. Ich erinnere mich gut an meinen ersten eigenen Mailserver. Das war alles andere als selbsterklärend. Konfigurationen, DNS-Einträge, Zertifikate - ständig lief irgendwas nicht wie geplant. Aber genau deshalb war es so wertvoll. Denn heute weiß ich, was ich da gebaut habe. Und wenn mal etwas hakt, kann ich das Problem selbst lösen - ohne mich durch Support-Chats oder Admin-Konsolen kämpfen zu müssen, die mehr Fragen aufwerfen als Antworten geben.

Sicherheit: Verantwortung statt Vertrauen

Bei Cloud-Anbietern wird viel versprochen - Verfügbarkeit, DDoS-Schutz, Datenverschlüsselung. Aber was wirklich davon eingehalten wird? Lässt sich schwer sagen.

Bei meinen eigenen Servern sieht das anders aus: Ich weiß, was läuft. Ich habe Firewalls, Fail2Ban, Nginx-Hardening, Virenscanner, Backups und Monitoring im Einsatz. Und wenn ich will, kann ich das Sicherheitskonzept jederzeit anpassen. Nicht weil ich muss - sondern weil ich kann.

Natürlich braucht das Zeit. Aber es gibt mir auch ein Maß an Unabhängigkeit, das keine Cloud-Lösung liefern kann.

Einmal Cloud - nie wieder

Meine einzige echte Cloud-Erfahrung war Microsoft 365. Und das hat gereicht. Ich habe schnell gemerkt, dass ich auch dort ständig administrative Aufgaben habe. Nur dass ich weniger Einfluss auf das System habe. Das war für mich der Punkt, an dem ich gesagt habe: Nein, danke.

Seitdem betreibe ich alles selbst - vom Mailserver bis zu komplexeren Diensten. Nicht, weil ich ein Technik-Fanatiker bin. Sondern weil ich mir selbst vertraue - mehr als irgendeinem Großanbieter.

Wenn du darüber nachdenkst, selbst zu hosten…

Dann tu es nicht aus Trotz. Tu es, weil du bereit bist, Verantwortung zu übernehmen. Weil du verstehen willst, wie Systeme wirklich funktionieren - nicht nur auf Knopfdruck, sondern im Kern. Weil dir Datenschutz, Kontrolle und Unabhängigkeit wichtiger sind als angebliche Bequemlichkeit - die ohnehin nicht existiert.

Fang überschaubar an. Lerne, was du brauchst. Baue dir Stück für Stück das Wissen auf, das dir echte Freiheit gibt. Selfhosting ist kein einfacher Weg. Aber es ist einer, der dich wachsen lässt - fachlich wie persönlich.

Fazit

Selfhosting ist keine Religion. Es ist auch kein Zeichen von Überlegenheit. Es ist schlicht: eine strategische Entscheidung. Wer maximale Kontrolle braucht, für den ist es der richtige Weg. Wer Komplexität scheut, ist in der Cloud vielleicht besser aufgehoben. Aber eines ist sicher: Es geht nicht um moralische Überlegenheit - sondern um die Frage, wem du am meisten vertraust.

Und für mich ist die Antwort klar: mir selbst.

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Über den Author

Christian

Ich bin Christian - Softwareentwickler. Über die Jahre habe ich in verschiedenen Rollen gearbeitet, unter anderem als Lead Developer und Datenschutzkoordinator in der Ströer-Gruppe sowie als Games Specialist bei Amazon Games.