TikTok und Co. kein harmloser Zeitvertreib?

TikTok kassiert erneut eine Mega-Strafe wegen Datenschutzverstößen. Doch das eigentliche Problem liegt tiefer - und betrifft auch Instagram, X & Co. Warum Social Media kein harmloser Zeitvertreib ist.

06.05.2025 11:29 von Christian

Ein persönlicher Blick auf Datenschutz, Überwachung und Verantwortung

530 Millionen Euro Strafe. So viel muss TikTok wegen Verstößen gegen die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zahlen. Wieder mal. Diesmal, weil Daten von europäischen Nutzern nach China weitergeleitet wurden - trotz anderslautender Aussagen. Und das ist kein Einzelfall.

TikTok steht hier nur exemplarisch für ein viel größeres Problem. Denn die Wahrheit ist: Keine der großen Social-Media-Plattformen geht sonderlich verantwortungsvoll mit unseren Daten um.

TikTok: Der Algorithmus kennt dich besser als du selbst

Fangen wir mit TikTok an. Die App weiß, wie man dich bei der Stange hält: Durch endlos optimierte Feeds, die süchtig machen. Der berüchtigte Algorithmus kommt aus China - und genau dorthin flossen auch europäische Nutzerdaten. Teilweise ohne Zustimmung, teilweise ohne Transparenz. Dass das gegen die DSGVO verstößt, ist offensichtlich. Die irische Datenschutzbehörde DPC hat reagiert - mit der höchsten Strafe bislang.

Doch es geht um mehr als nur um Geld: TikTok konnte nicht garantieren, dass unsere Daten außerhalb der EU denselben Schutz genießen wie innerhalb. Und wenn Mitarbeiter in China Zugriff auf europäische Profile haben, dann stellt sich automatisch die Frage: Wer noch?

Instagram, Facebook, X - besser ist es dort auch nicht

Jetzt wäre es einfach, den Zeigefinger nur auf TikTok zu richten. Aber wer glaubt, Meta oder X (ehemals Twitter) würden es besser machen, lebt auch in einer Illusion.

Was all diese Plattformen gemeinsam haben: Sie leben davon, dass wir möglichst viel von uns preisgeben. Je mehr Daten, desto gezielter die Werbung - und desto höher der Profit.

"Ich hab doch nichts zu verbergen" - Leider doch.

Das häufigste Gegenargument: "Was soll's? Ich hab doch nichts zu verbergen." Das ist naiv. Es geht nicht nur um Privatsphäre, sondern um Kontrolle. Wer Zugriff auf dein Verhalten, deine Vorlieben, deine Kontakte, deine Stimmungen hat - der kann dich beeinflussen. Nicht nur in Sachen Werbung, sondern auch politisch. Emotional. Und das jeden Tag, unbemerkt.

In Ländern wie China ist das längst Realität: Dort bedeutet Social Media nicht Selbstverwirklichung, sondern Überwachung, Zensur und Manipulation. TikTok-Nutzer in Europa bekommen Entertainment - Douyin-Nutzer in China bekommen Bildung und Propaganda. Die Unterschiede sind kein Zufall.

Und was heißt das jetzt für uns?

Heißt das: Alle Social-Media-Apps löschen? Nein. Aber: bewusster damit umgehen. Hinterfragen, was man teilt. Weniger blind akzeptieren. Die Datenschutzrichtlinien vielleicht mal wirklich lesen. Und: Alternativen stärken, die mit unseren Daten verantwortungsvoller umgehen - auch wenn sie nicht so "trendy" sind.

Denn am Ende ist es wie immer: Wenn etwas kostenlos ist, bist du nicht der Kunde - sondern das Produkt.

TL;DR:

Themen

Über den Author

Christian

Ich bin Christian - Softwareentwickler. Über die Jahre habe ich in verschiedenen Rollen gearbeitet, unter anderem als Lead Developer und Datenschutzkoordinator in der Ströer-Gruppe sowie als Games Specialist bei Amazon Games.