KI in der Softwareentwicklung

Künstliche Intelligenz ist in der Softwareentwicklung angekommen. Nicht irgendwann. Jetzt. GitHub Copilot, ChatGPT - gefühlt hat jeder schon mal damit rumgespielt. Die einen feiern es, die anderen warnen vor Abhängigkeit. Aber was ist wirklich dran? Revolution oder nur der nächste Buzzword-Hype?

01.05.2025 12:47 von Christian

Viel Potenzial, viele Fragezeichen

KI kann heute schon mehr, als viele denken. Sie schreibt Codevorschläge, generiert Tests, schreibt Dokumentationen, erkennt Bugs, analysiert Logs, liefert Architekturideen - oft auf Zuruf. Das spart Zeit. Und Nerven. Vor allem bei Aufgaben, die sonst monoton sind und eher als Pflichtprogramm gelten.

Studien zeigen, dass die meisten Entwickler KI positiv sehen. Schneller ans Ziel, bessere Codequalität, effizientere Prozesse. Und in der Theorie stimmt das auch. Große Plattformen wie GitHub oder Stack Overflow zeigen in ihren Umfragen einen klaren Trend:

Wer KI produktiv einsetzt, spart nicht nur Zeit - sondern lernt auch schneller dazu. Einige Firmen haben KI sogar in den CI/CD-Prozess integriert, lassen Tests und Code-Reviews teilweise vorbereiten. Andere nutzen sie, um Legacy-Code besser zu verstehen oder neue Features schneller zu planen.

Die Richtung ist klar: KI wird ein fester Teil des Workflows. Aber eben nicht ohne Stolperfallen.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist Pflicht

So beeindruckend das alles klingt - KI ist kein Zauberstab. Sie produziert Code auf Basis von Trainingsdaten, Mustern und Wahrscheinlichkeiten. Nicht auf Basis von Projektzielen, Systemanforderungen oder deiner konkreten Datenbankstruktur. Was also aussieht wie ein fertiges Feature, kann in Wahrheit ein Sicherheitsleck sein. Oder ein stiller Bug.

Ein Beispiel: Eine KI schlägt dir Code für die Passwort-Validierung vor. Sieht solide aus, aber bei genauem Hinsehen fehlen grundlegende Checks oder es wird auf veraltete Hashverfahren zurückgegriffen. Ohne Review merkst du das erst, wenn’s zu spät ist.

Und dann ist da noch das rechtliche Minenfeld:

Viele Unternehmen wollen das Thema nutzen - aber die wenigsten haben eine saubere Governance dafür.

Die menschliche Rolle wird nicht kleiner - nur anders

KI nimmt uns Arbeit ab - aber sie nimmt uns nicht die Verantwortung ab. Je mehr wir mit automatisierten Vorschlägen arbeiten, desto wichtiger wird unser Urteilsvermögen. Entwickler werden immer mehr zu Kuratoren, die prüfen, filtern, verbessern. Und ja, auch korrigieren.

Das heißt auch: Man muss wissen, worauf man da schaut. Versteht man die zugrundeliegende Architektur nicht, merkt man Fehler oft erst spät. Wer Code nur noch per Prompt generieren lässt, ohne den Kontext zu durchdringen, verliert mittelfristig an Tiefe - fachlich wie methodisch.

Gleichzeitig entstehen neue Rollen: Prompt Engineer, AI Code Reviewer, KI-Dokumentations-Coach. Klingt nach Buzzwords, wird aber Realität - gerade in größeren Teams.

Weiterbildung wird zum Pflichtprogramm

Die Tools werden besser. Die Anforderungen aber auch. Neben technischem Know-how rücken plötzlich Ethik, Datenverantwortung und Interpretationskompetenz ins Zentrum. Denn nicht alles, was die KI vorschlägt, ist objektiv „richtig“. Es ist das, was in ähnlichen Situationen mal funktioniert hat. Oder eben auch nicht.

Wer also morgen noch relevant sein will, braucht mehr als nur ein Zertifikat in React oder Docker. Verständnis für das große Ganze, Erfahrung im Umgang mit Unsicherheit und das Gespür dafür, wann man besser selbst schreibt - das wird zum echten Vorteil.

Fazit: Zwischen Hype und Realität

KI ist gekommen, um zu bleiben. Sie kann Prozesse beschleunigen, Qualität verbessern, Entwickler entlasten. Aber sie bringt auch Unsicherheit, neue Risiken - und neue Abhängigkeiten.

Der Unterschied wird nicht sein, ob man KI nutzt. Sondern wie.

Wer sie als Werkzeug begreift, das Kreativität und Können ergänzt, wird profitieren. Wer denkt, man könne das Denken an eine Maschine auslagern, wird irgendwann von der Realität eingeholt.

Denn eines bleibt auch 2025 wahr: Guter Code entsteht nicht durch Zufall. Auch nicht durch eine KI.

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Über den Author

Christian

Ich bin Christian - Softwareentwickler. Über die Jahre habe ich in verschiedenen Rollen gearbeitet, unter anderem als Lead Developer und Datenschutzkoordinator in der Ströer-Gruppe sowie als Games Specialist bei Amazon Games.