Agile Methoden - Wie eine gute Idee zum Problem wurde

Tägliche Stand-ups, Sprints, Retros - und trotzdem kommt nix rum? Willkommen im agilen Hamsterrad. Warum viele mit Scrum & Co. scheitern - und wie’s besser geht.

29.04.2025 09:39 von Christian

Lange galten sie als das Nonplusultra: Scrum, XP, Kanban und wie sie alle heißen. Agile Methoden sollten alles einfacher, schneller, besser machen. Heute hört man häufiger Sätze wie: "Wir machen's jetzt wieder klassisch" oder "Scrum hat bei uns nicht funktioniert". Was ist passiert?

Was Agilität eigentlich mal sollte

Die ursprüngliche Idee war simpel: Weg mit den starren Plänen, her mit flexiblen Prozessen. Kommunikation statt Bürokratie, Menschen statt Formulare. So entstand Anfang der 2000er das Agile Manifest - mit Werten, die in der Theorie bis heute sinnvoll klingen.

Aber zwischen Theorie und Praxis liegt bekanntlich ein Graben.

Wenn "agil" nur nach außen so aussieht

Viele Teams sagen: "Wir arbeiten agil" Aber was sie tun, hat mit Agilität oft nicht viel zu tun. Tägliche Meetings mutieren zu Pflichtveranstaltungen, Feedbackschleifen sind oberflächlich, und an echte Anpassungsfähigkeit ist nicht zu denken. Das sieht dann aus wie Scrum, fühlt sich aber nicht so an.

Kurz gesagt: Man imitiert das agile Theater, aber spielt es ohne echtes Verständnis. Nennen wir es beim Namen: agiler Selbstbetrug.

Wenn Agilität zur Ausrede wird

Manchmal steckt aber mehr dahinter: Agilität wird gezielt missbraucht. Aufgaben werden ohne Absprache reingeschoben, Verantwortung verschoben, Kritik kleingeredet - alles unter dem Deckmantel "das ist halt agil". Das ist dann keine Überforderung mehr, das ist Taktik.

Wer sowas schon erlebt hat, weiß: Das hat mit moderner Zusammenarbeit nichts zu tun - das ist einfach nur schlechte Führung.

Die Zertifikate-Industrie

Und dann ist da noch der Hype drumherum: Schulungen, Zertifikate, Framework-Schlachten. Es hat sich eine ganze Industrie um "Agile" gebildet. Und ja, manche Schulungen sind sinnvoll, aber viele sind einfach nur teuer. Denn am Ende hilft kein Zertifikat, wenn im Team keiner zuhört.

Zurück zum Kern

Die Frage ist nicht: "Scrum oder nicht Scrum?", sondern: "Wie arbeiten wir am besten zusammen?" Für manche ist das Scrum. Für andere Kanban. Oder eine Kombination. Vielleicht sogar etwas Eigenes. Wichtig ist nur: Was bringt uns als Team weiter?

Und genau das ist es, was in der agilen Idee steckt, wenn man den ganzen Zirkus mal ausblendet.

Fazit

Agil ist nicht tot - aber der Hype ist es

Viele haben die Nase voll von leeren Ritualen und agilem Bullshit-Bingo. Verständlich. Aber das heißt nicht, dass die Grundidee schlecht war. Im Gegenteil: Wer Agilität ernst nimmt, hat immer noch ein starkes Werkzeug.

Nur eben kein Allheilmittel. Und erst recht kein Abo-Modell.

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Über den Author

Christian

Ich bin Christian - Softwareentwickler. Über die Jahre habe ich in verschiedenen Rollen gearbeitet, unter anderem als Lead Developer und Datenschutzkoordinator in der Ströer-Gruppe sowie als Games Specialist bei Amazon Games.