Frontend-Overkill? Wann React & Co. einfach zu viel sind
Kennst du das Gefühl, wenn dein neues Projekt mehr Framework-Traffic als wirklichen Code produziert? Angular, React, Vue & Co. versprechen viel - aber oft bleibt "Just enough Frontend" auf der Strecke. Warum weniger manchmal mehr ist - und wie du dich davon befreist.
Muss es wirklich gleich ein Framework sein?
React, Angular, Vue - kaum ein Frontend-Projekt kommt noch ohne eins dieser großen Namen aus. Und ja, sie können vieles einfacher machen - zumindest auf dem Papier. Aber wenn wir ehrlich sind: Wie oft schießen wir damit eigentlich über das Ziel hinaus?
Denn nicht jedes Projekt braucht Routing, State-Management und Code-Splitting. Nicht jedes UI muss in 300 Komponenten zerlegt werden, nur weil es technisch möglich ist. Was fehlt, ist oft nicht das richtige Tool - sondern das Gespür dafür, wann genug einfach genug ist.
Framework vs. Library - wo ist der Unterschied?
Das Problem beginnt schon bei den Begriffen: Eine Library nimmst du in die Hand - du rufst sie auf, wenn du sie brauchst. Ein Framework nimmt dir die Zügel aus der Hand - du fügst dich seinen Regeln.
Das kann helfen, wenn Strukturen gebraucht werden. Aber es kann auch blockieren, aufblähen und bremsen - besonders bei kleinen bis mittelgroßen Projekten, wo es eigentlich um Schnelligkeit, Wartbarkeit und Fokus geht.
Wenn Komplexität zum Selbstzweck wird
Wer heute ein simples Admin-Tool bauen will, landet oft trotzdem bei einem Setup mit:
React + Redux + React-Router + Tailwind + Vite + Testing-Library + ESLint + Prettier Oder Angular mit allem, was dazugehört: CLI, Module, Services, Injection, Lifecycle, RxJS...
Klar, das funktioniert. Aber der Einstieg wird steil, der Code unübersichtlich, die Dev-Experience irgendwann mehr Last als Hilfe. Und das nur, um ein paar Formulare, Tabellen und Buttons darzustellen?
Das ist der Punkt, an dem man sich fragen sollte: Bauen wir gerade Software - oder ein Denkmal für unsere Toolchain?
Zurück zu: Just Enough Frontend
Es gibt einen leisen Gegentrend - zurück zur Einfachheit. Zur Idee, dass das Frontend in erster Linie funktionieren soll - nicht beeindrucken. Dass Klarheit, Geschwindigkeit und Wartbarkeit oft mehr bringen als technologische Perfektion.
„Just Enough Frontend“ bedeutet:
- Nur so viel Komplexität wie nötig
- Lieber eine schlanke UI-Library als ein Fullstack-Monster
- Fokus auf User Experience, nicht auf Technologie-Stapel
Und nein, das ist kein Rückschritt. Das ist Pragmatismus. Vielleicht sogar Reife.
Fazit
Frameworks sind Werkzeuge. Und wie bei jedem Werkzeug gilt: Nur weil du einen Vorschlaghammer hast, ist nicht jeder Nagel ein Abrissobjekt. React, Angular & Co. haben ihren Platz verdient - aber nicht überall. Es lohnt sich, wieder stärker zu hinterfragen:
- Was brauchen wir wirklich?
- Wie komplex ist das Projekt in 6 Monaten?
- Und was können wir später immer noch ergänzen, wenn es nötig wird?
Denn am Ende geht es nicht darum, mit dem neuesten Stack zu glänzen - sondern darum, eine Anwendung zu bauen, die zuverlässig läuft, verständlich bleibt und leicht weiterentwickelt werden kann.
TL;DR
- Nicht jedes Projekt braucht ein großes Framework
- React & Angular sind mächtig, aber oft zu viel für kleine bis mittlere Use Cases
- Weniger Tooling kann zu mehr Klarheit führen
- "Just Enough Frontend" ist kein Verzicht - sondern eine bewusste Entscheidung
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Über den Author
Christian
Ich bin Christian - Softwareentwickler. Über die Jahre habe ich in verschiedenen Rollen gearbeitet, unter anderem als Lead Developer und Datenschutzkoordinator in der Ströer-Gruppe sowie als Games Specialist bei Amazon Games.